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Seichte Ufer und reiches Leben

Die Oberlausitzer Teichlandschaft stellt eine einzigartige Kulturlandschaft dar, die nicht nur vom Menschen genutzt wird. Zahlreiche, zum Teil auch vom aussterben bedrohte, Pflanzen und Tiere sind hier heimisch.

Besonders an den flachen Teichufern findet man viele bekannte Röhrichtpflanzen, wie Schilfrohr und Binsen, Rohrkolben, Seggen, Gilbweiderich, Igelkolben und Fieberklee. Diese Röhrichtzone bildet den natürlichen Schutzmantel für das Teichufer, da der Wellenschlag abgeschwächt wird und somit die Teichdämme weniger belastet.
 
Viele Vogelarten haben hier ihre Kinderstube. Hauben- und Zwergtaucher, der Höckerschwan, Graugänse, Stock-, Schnatter-, Tafel- und Schellenten sowie der Teichrohr- und Drosselrohrsänger, der Eisvogel, die Teichralle, Rohrdommeln und Rohrammern bauen ihre Nester ins Röhricht oder nutzen es als Schlafsplatz.

An naturbelassenen Gewässern breitet sich dieser vielgenutzte Lebensraum immer weiter aus, bis es zur völligen Verlandung kommt. Das Gewässer ist dann vollkommen mit Röhrichtpflanzen durchzogen, sodass es keine freien Wasserflächen mehr gibt. Dies gefährdet jedoch die Existenz der hier ansässigen Teichwirte, da sie dadurch Teichflächen für ihre Fischzucht verlieren. Ein Kompromiss ist notwendig, der beides gewährleistet, die Teichwirtschaft und den Erhalt und Schutz der Lebensräume. Doch wie sieht er aus?

Der Teichwirt ist in seiner Arbeitsweise bestrebt, einen möglichst großen Ertrag an Fisch zu gewinnen. Um das zu erreichen, entfernt er Teile der Röhrichtzone, um mehr Freiflächen und somit Platz für seine Fische zu schaffen. Der Kompromiss besteht nun darin, dass der Teichwirt nicht wahllos Schilf entfernen kann. Meist wird es nur auf einer Seite beschnitten, damit die Bewirtschaftung möglich bleibt, aber auch die Lebensräume der dort vorkommenden Tierarten gesichert sind.

Der Teichwirt kann außerdem den Besatz seiner Teiche nicht ins Unendliche steigern, da je mehr Fische in einem geschlossenen Gewässer leben, desto weniger Wasserpflanzen und andere Wasserlebewesen gibt es. Das gesamte Ökosystem Teich wäre dann gefährdet.

Doch es gibt noch andere Gründe für den Rückgang von Röhrichtzonen. Wird der Teich im Herbst abgelassen, fallen die Uferpflanzen trocken und verlieren damit eine wichtige Nahrungsgrundlage. Dies führt dann zu einem langsamen Vertrocknen des Röhrichts. Ist das Gewässer noch mit Wasser gefüllt, können Tiere oder Menschengruppen, wie Angler oder Badegäste, die Uferbepflanzung zerstören.

Eine weitere Ursache, die aber weniger an Teichen auftritt, sind Motorboote. Diese erzeugen beim Fahren auf dem Wasser hohe Wellen, die, wenn sie auf die Röhrichtzone treffen, das Schilf umknicken lassen. Da die Halme der Uferpflanzen meist hohl sind, gelangt nun Wasser an der Bruchstelle in den Halm und lässt ihn von Innen schimmeln. So stirbt letztendlich die ganze Pflanze. Durch diese Kompromisslösung konnte eine Teichwirtschaft geschaffen werden, welche den Naturschutz berücksichtigt.